22. April 2023verfasst von grünertax

Strom und Gas: Vergleichen Sie die Preise – es zahlt sich wieder aus

Seit den vorjährigen Turbulenzen am Strom- u. Gas-Markt galt lange Zeit die Devise: Nur nicht wechseln. Wer den Anbieter wechseln musste, hat in den allermeisten Fällen den Schwarzen Peter gezogen. Doch das ändert sich nun wieder.

Der Gas- und auch der Strommarkt sind wieder in Bewegung. Während des Jahres 2022 ging es bei den Preisen vor allem bergauf. Doch das hat sich jetzt geändert. Am sichtbarsten ist dies am Gasmarkt, wie der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) zeigt.

 

Quelle: Central European Gas Hub AG – Berechnungen: Österreichische Energieagentur

 

 

Der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) ist ein Großhandelspreisindex, der nur den reinen Energiepreis abbildet. Netzgebühren sowie Steuern und Abgaben, die ebenfalls in die Gasrechnung von Endkunden einfließen, werden nicht berücksichtigt. Der von der Austrian Energy Agency (Österreichische Energie Agentur) ermittelte Index gibt auf Basis einer standardisierten Berechnungsmethode einen Ausblick auf die im kommenden Monat zu erwartenden Preisentwicklung am Großhandelsmarkt, die sich letztlich – wenn auch verzögert – auch auf den Endkundenmarkt auswirkt. Im April 2023 fiel der ÖGPI (rote Linie) im Vergleich zum Vormonat März um 30,7 %. Gegenüber April 2022 liegt er um 46,0 % niedriger. „Der Index lag im April bei 254,55 Punkte. In den vergangenen zwölf Monaten lag der ÖGPI im Schnitt bei 589,43 Punkten“, heißt es dazu auf der Webseite der Energieagentur.

 

Dass sich die momentan sinkenden Gaspreise nicht sofort auf den Endverbraucherpreis (egal ob Privat- oder Gewerbekunden) durchschlagen hat unter anderem damit zu tun, dass viele Energieanbieter zur Preisermittlung nicht den ÖGPI sondern den ÖGPI 12MA (siehe blaue Linie) heranziehen. Dieser Index bildet den Mittelwert der ÖGPI der letzten 12 Monate ab. Das bedeutet, dass es 15 Monate dauert, bis ein Preisereignis (nach oben oder nach unten) vollständig aus dem Index verschwindet. Sprich die Preise steigen weniger schnell, sie geben aber auch weniger schnell wieder nach.

 

Laut der Energieagentur gibt es bei vielen Lieferanten unterschiedliche Produkte, wie z.B. welche mit oder ohne Preisgarantie, oder auch dynamischere Produkte wie die sogenannten „Floater“. Bei diesen Produkten ändert sich – meist monatlich – der Preis in Abhängigkeit zu einem Index. Dies kann beispielsweise der ÖSPI (Österreichischer Strompreisindex) oder ÖGPI sein. Es können aber auch andere Indizes sein, die direkt die Preisentwicklung an der Europäischen Energie Börse abbilden (EEX).

 

Bereits Anfang März meinte der Vorstand der E-Control Wolfgang Urbantschitsch in einem ORF-Interview, dass sich die Energie-Preise bis zum Sommer nach unten entwickeln werden. Zumindest was den Gaspreis betrifft schein sich dies zu bestätigen, wenn man die Entwicklung des österreichischen Gaspreisindex (ÖGPI – siehe Grafik oben) heranzieht.

 

Vor diesem Hintergrund zahlt es sich aus die aktuellen Angebote der Energienanbieter zu vergleichen. Am besten eignet sich dafür der Tarifkalkulator der E-Control, der alle derzeit in Österreich vorhanden Anbieter abbildet, wie das Familienportal fratz.at an Hand eines Vergleichs verschiedener Portale kürzlich recherchiert hat.

 

Worauf Sie bei einem Vergleich der Anbieter achten sollten

Wenn Sie die Angebote vergleichen, sollten Sie sich ein wenig Zeit nehmen und vor allem auf folgende Punkte achten:

  • Sammeln Sie im Vorfeld so viele Informationen wie möglich über Ihre aktuelle Situation. Wieviele Zählstellen gibt es im Betrieb/Haushalt, gibt es eine Wärmepumpe, haben Sie unterschiedliche Tarife für Tag- und Nachtstrom, etc. Alle diese Informationen helfen Ihnen die Preise besser zu vergleichen.

 

Wenn Sie dann Preisvergleiche durchführen so sollten Sie u.a. auf folgende Dinge achten:

  • Handelt es sich um ein Fixpreis-Angebot oder einen Floater. Ein Floater gibt Preisschwankungen an den Märkten rascher an Kunden weiter. Das kann positive (preissenkende) aber auch negative (preissteigernde) Auswirkungen haben.
  • Auf welcher Basis wird der Preis vom Energieunternehmen berechnet. Dies betrifft sowohl Fixpreis- als auch Floater-Angebote. Kleiner Tipp: Die Berechnung sollte für Sie als Kunde nachvollziehbar sein.
  • Achten Sie vor allem auch darauf welche Boni die einzelnen Anbieter versprechen. Einige Anbieter locken mit extrem günstigen Preisen, die allerdings nur für das erste Jahr gelten. Diese Wechselboni können unter Umständen mehrere tausend Euro ausmachen, sind aber meist mit einer Bindungsfrist verbunden. Sollten Sie innerhalb dieser Frist den Vertrag kündigen so kann dies mitunter zu teuren Nachforderungen führen.
  • Lesen Sie unbedingt die Details der Angebote durch bevor Sie einen Vertrag abschließen. Am besten Sie laden zu Dokumentationszwecken die Dokumente – so es sich um ein PDF handelt – herunter oder fertigen Screenshots an.

 

Den Tarifkalkulator der E-Control finden Sie übrigens hier:

 

Für Strom/Gas Haushalt: https://www.e-control.at/tarifkalkulator#/

 

Für Strom/Gas Gewerbe: https://www.e-control.at/industrie/service-beratung/gewerbe-tarifkalkulator#/

 

Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Überlegungen in diesem Artikel keine Aufforderung darstellen Ihren Stromanbieter zu wechseln. Ein Vergleich kann sich aber auszahlen.

 

Bild: Sujet pixabay – Nicole Köhler

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